Briefwechsel Johann Philipp Andreae


Kurzinformation zum Brief  
Autor Andreae, Johann Philipp (1699-1760)
Empfänger Grundherr, Carl Sigmund Ferdinand (1694-1763)
Ort Nürnberg
Datum 21. September 1733
Signatur Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-2, Bl. 178-179
Transkription Hans Gaab, Fürth

Wohlgebohrner, Gnädiger Herr.

Ich habe schon beÿ 4. Wochen hero jederzeit der Eisenmeisterin[1] befohlen, Sie solte beÿ dero WohlGebohrn und Gnaden supplicirern vor mich mir die Gnade angedeÿen zu lassen und meinen BeichtVatter zu mir zu lassen, damit ich vor meine arme Seele einigen Trost erhalten möchte, auch wegen meiner briefftaschen (diese hat Andreae anheute den 23. Septl. zurück erhalten)[2] sollicitieren, damit selbige zur Hand bekomme, daß denen meinigen doch die außstehende schulden registrieren können, weilen ich ein Mensch bin und wie alle Menschen dem Tode unterworffen, ich habe aber biß auf diese Stunde keines von beeden erhalten können, worauß ich leicht abnehmen kan, daß ich auf mein vielfältiges anflehen, so wohl fußfällig, als um aller Wunden Jesu willen, keinen blicken einige Gnade zu hoffen, und Eines HochEdlen Magistrats Hertzen nicht mehr zu erweichen, ja gegen mir viel härter sind als Diamant, so habe mich dieser weg zu Gott gewendet, und Gnaden von ihme zu erhalten gesucht, woselbst ich mehr zu hoffen habe, als in dieser zeitlichkeit; Ich will also Euer Wohlgebohrn und Gnaden keine fernere Mühe verursachen, sondern nur bitten mir doch heute durch die Eisenmeisterin meine Taschen zu senden, damit nur die Pöstl: extrahieren könne, ich will diese morgen gleich wider ohne Verletzung übersenden, als dann können Euer Wohlgebohrn und Gnaden, solche behalten, so lange es Ihnen gefället; das übrige aber den Beichtvatter betreffend, will Gott anflehen und absonderlich meine falschen Ankläger und Widersacher dahin verweisen, alwo ich das Recht und meine Defension zur genüge Erhalten werde, ich wüsche von Grund der Seelen Euer Wohlgebohrn und Gnaden langes leben, beständige gesundheit und alles hohes wohl ergehen, verbleibe auch mit allem ersinnlichen Respect

WohlGebohrner, Gnädiger Herr

é Carcere den 21: Septembris: 1733.

dero
untergebener
Johann Philipp Andreae.

[Hinzufügung von anderer Hand]
den 22ten. Septl. hat die Teuflin diesen Brief überbracht und mit warnen angezeigt, daß Sie sich wegen des Andreae nicht mehr zurathen oder zuhelffen wüßte und dieser es allem Ansehen nach nicht lange mehr machen = auch Herr Diaconus Beck[3] in seinem Bericht ein mehrers anzeigen würde.


Fußnoten

  1. Die Eisenmeisterin Barbara Teufel hatte am 8. Februar 1698 den Rotschmied Johann Georg Teufel geheiratet: "Der Ers. Hans Georg Teufel, Rothsch., des Ers. Georg Teufel Pfragner u. Ballenbünders E. S. die T.S. Barbara, des Ersamen Georg Schmid, Scheibenz. E. T. d. 8. Febr. [1698] im Tagamt cop.", Trauungen St. Sebald 1692-1727, S. 129 (Scan 66), Eintrag 9. Der Ehemann starb 1719 als "Rothgießer in der Katharinen Gaß" (Bestattungen St. Lorenz 1703-1741, S. 200 (Scan 173)), bei der Heirat seines Sohnes Johann Leonhard wurde er aber als "Rothgießer u: Verleger, wie auch Eisenmeisters in dem Männer-Eisen&auot; bezeichnet. Barbara Teufel sprach 1734 von ihrem "21. jährigen Dienste", somit hat sie ab 1713 als Eisenmeisterin gearbeitet, dies wahrscheinlich anfangs neben ihrem Mann, eine Tätigkeit, die sie nach dessen Tod weiterführte: Vgl. Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-3, Bl. 114. 1719 war ihr Sohn erst 13 Jahre alt, er ist also sicherlich erst später Eisenmeister geworden.
  2. In Klammern: Notiz von anderer Hand am linken Rand.
  3. Johann Conrad Beck (1694-1748) war seit 1725 Diakon bei St. Lorenz. Vgl. Simon, Matthias: Nürnbergisches Pfarrerbuch. Nürnberg 1965, S. 20, Eintrag 77.