Briefwechsel Johann Philipp Andreae


Kurzinformation zum Brief  
Autor Andreae, Johann Philipp (1699-1760)
Empfänger Grundherr, Carl Sigismund Ferdinand (1694-1763)
Ort Nürnberg
Datum 6. August 1733
Signatur Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-2, Bl. 115-116
Transkription Hans Gaab, Fürth

Wohlgebohrner, Gnädiger Herr !

Der Müller, wovon ich gestern Euer WohlGebohrn und Gnaden meldung gethan,[1] ist ein Kauffmann gewesen, ein Frantzos, und wohnet ausserhalb der Stadt Schwabach in einem Garten lincker hand, wenn man auf Cammerstein zu reisen will beÿ einer verwittibten Frantzösin welche Sand Uhren machen thut, es ist derjenige, welcher dem buchhändler Monath die Hebachische Einleitung zur Wechselhandlung[2] vollständig außgeführt und sich lange hier aufgehalten, dieser Müller ist fast tag und nacht beÿ dem Glücken, und weisst gantz gewiß von allen seinen Sachen, absonderlich aber von dieser unglückl. Medaillie, indeme Er mir vor einem Jahr ohngefehr alhier, als ich nach dem Glücken gefraget, erzehlete, wie der La Rue[3], beÿ welchem Er auch täglich im Hauße ist, wäre in die hiesige obere Waag citiert worden, alda man diesem La Rue einen brieff vorgezeigt, und Ihne wegen ein und andern gefragt, ob Er nicht wissenschaft habe, worauff der La Rue, als Er nach Hauße gekommen, zu dem Müller gesagt hat, Er wolte daß der Teuffel den Glücken hohle, daß Er Ihn mit seinen verfluchten Sachen in einen argwohn setze, indeme Er alleweil in der waag allhier zu thun hätte; ich habe diesen Müller vorhin niemahlen gekennet, aber ich weiß gewiß, daß Er um alle geringste Sachen von dem Glücken Nachricht hat, dieser Müller ist auch derjenige der den Glück selbsten, als Er ein und anderes schimpflich geredet, gewarnet und gesagt, Es schicke sich nicht von Ihme, gar offt auch Ihme gesagt, die Dedication vor den Konig und Fürsten der Topographie seÿe nicht königl. sondern sozu sagen vor gemeine leuthe: und was dergleichen noch mehr gewesen: Er wird auch gantz gewiß von andern seinen Correspondenten nachricht haben; Er ist ein Ehrlicher braver alter Mann. Er wird die wahrheit nicht spahren; dieser wird auch sagen können, daß ich gar offt den Glück gewarnet, Er solle schon etliche sachen bleiben lassen, und sich nicht so gar zu feind machen: ich wolte wünschen, Euer Wohlgebohrn und Gnaden hätten einige bekandtschafft mit Schwabachischen Ehrlichen Bürgern, so würde man von diesem Glücke das mehrere vernehmen können, was er sein lebtag im schilde geführt: Sein gewesener Compagnon der Beck ein Kauffman, so auch vieles in hiesiger waag zu thun hat, kan auch vieles von dieser Medaillie sagen indeme Er den Becken die ordre wegen des nach Leipzig abgesandten gegeben, nunmehro aber sind sie einander todtfeind. Was ich ferners thun und anzeigen kan, werde ich gewiß nicht unterlassen und versichre ich nochmahlen, daß so wohl dasjenige was ich wegen der beeden Bernd angezeigt, ebenfalls die gründl. wahrheit ist, ob sie es gleich mir in das gesicht läugnen: Ubrigens will nochmahlen in tieffster Schwermuth gantz unterthänigst und gewiß reumütig gebetten haben um Gottes willen mein Verbrechen, so mehr aus übereilung und ohne überlegung geschehen, noch dieses mahlen zu vergeben, und Gnade für Recht ergehen lassen, ich will es einem gantzen HochEdlen Rath fußfälligst abbitten und gewiß zeigen, daß ich das geschehene mit andren treuen dienste ersetzen werde; Ich weiß gewiß, daß, mein Gebett Gott erhöre, und Einen gantzen HochEdlen Rath zeitl: und ewig davor seegnen wird, auch vor allen ihren sünden gnädigl. bewahren, in welcher Hoffnung ich mit all Ersinnlichen unterthänigsten Respect bin

Euer WohlGebohren und Gnaden

é Carcere den 6: Augl: 1733:

unterthänigster Diener
Johann Philipp Andreae.


Fußnoten

  1. Am 05.08.1733 wurde u.a. Andreae verhört, von dem Kaufmann Müller ist dabei keine Rede. Evt. ging ein Brief von Andreae verloren, oder die Akten sind unvollständig.
  2. Herbach, Johann Kaspar: Verbesserte und Viel-vermehrte Wechsel-Handlung. Nürnberg: Monath 1726
  3. Zum dem in Schwabach lebenden französischen Handelsmann Jean Antoine de la Rue siehe das Historische Stadtlexikon Schwabach, S. 601.