Briefwechsel Johann Philipp Andreae


Kurzinformation zum Brief  
Autor Johann Philipp Andreae (1699-1760)
Empfänger Grundherr, Carl Sigmund Ferdinand (1694-1763)
Ort Schwabach
Datum 5. Juni 1757
Signatur Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-3, Bl. 418-420
Transkription Hans Gaab, Fürth

[Blatt 419]

HochWohlgebohrner, Gnädiger Herr !

Daß mein letzteres Schreiben wird behändiget worden seÿn, habe keinen Zweifel, weilen mir Frau Ruckin Schweinen Mezgerin sagen laßen, daß solches geschehen, Euer Gnaden aber nicht zu Hauß gewesen; Wann E[uer] Wohlgebohrn und Gnaden einen vertrauten Mann, der dabeÿ verschwigen ist, ordre wolten gaben, daß Er mit mir sprechen wolte, solle es gewiß dem aerario[1] in puncto des von Schücker[2] großer Nuzen seÿn, und versichere darbeÿ, daß wegen seiner Posten man nicht im geringsten eine Achtung dieserwegen zu machen. Die Gäste, welche Nbg am Dienstag verlaßen, haben sich vergangenen Mittwoch herein in die Stadt gezogen, ohne Commisario, Quartier Meister und Policey sich selbsten einquartiert; Hl: StadtRichter[3] hatte 18. Mann, Hl: Oberamtmann[4] 9; Mann, Hl CammerRath Einen Haubtmann mit 6: Mann, Hl Dechant[5] Einen Lieutenant mit 6. Mann, Hhl: Capläne jeder 9. Mann, Eine Wittfrau die Rectorin Fürstin[6] 9. Mann. Viele Burger auf dem Marckt zu 14. 15 Mann. Man mußte Ihnen geben, was sie begehrten, also daß mancher Mann von den gemeinen auf 3 fl. zu stehen kommen in 20. Stunden, so lange sie dageblieben; 100. Caroli mußte man Hl. von Maÿern[7] ohne seine Dauen[??] in beutel geben.[8] Sie haben sehr gewaltthätig gehauset, und hiesiger Stadt beÿ 8000 fl. gekostet in 20. Stunden. Nun fehlen biß dato noch die Vorspann Pferde mit 56: Stücken und 13. Knechte, worunter einige schon forcirt worden samt den Pferden Dienste zu nehmen. Gott stehe allen beÿ, wo diese hinkommen.

Hier hat der Commendant von Maÿer inliegendes Patent trucken laßen, von den abgetruckten habe keine erhalten können, weilen ein Commando dabeÿ geseßen, biß 1200. getruckt worden, so habe die Caracter[??] bekommen, welche ad notitiam beÿ lege, und in allerweg mich in dero hohe Gnade empfehle, dabeÿ alstets verharre

Euer Hochwohlgebohrn und Gnaden

Schwabach den 5: Junij: 1757:

Unterthänigst Diener
Johann Philipp Andreae


Danksagung: Wir danken Ralf Gabriel für zahlreiche hilfreiche Hinweise.



Fußnoten

  1. Aerarium: Staatskasse.
  2. Valentin Gottfried Schückher wurde am 23. Oktober 1714 als Sohn des Händlers Gottfried Schückher und dessen Ehefrau Katharina in St. Lorenz getauft, Taufen St. Lorenz 1713-1735, S. 999 (Scan 482). Er soll 1774 gestorben sein, vgl. Hammermayer, Ludwig: Gründungs- und Frühgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Kallmünz: Michael Lassleben 1959, S. 141, Fußnote 146.
    Vgl. den Brief vom 05.05.1755.
  3. Stadtrichter war damals Georg Friedrich Greiner, der 1754 seinem Vater Friedrich Sigmund Greiner (1692-1754) in diesem Amt gefolgt war und es bis 1784 ausübte.
    Stadtlexikon Schwabach 2008, S. 265
    Petzold, Johann Wolfgang: Chronik der königlich bayerischen Stadt Schwabach. Schwabach: Theodor Mizler 1854, S. 137.
  4. Von 1751 bis 1758 war der Kammerherr und Obristlieutenant Gottfried Lebrecht von Bibra der Schwabacher Oberamtmann. Petzold, Johann Wolfgang: Chronik der königlich bayerischen Stadt Schwabach. Schwabach: Theodor Mizler 1854, S. 135.
  5. Von 1743 bis 1769 war Philipp Jacob Flechtner (1694-1769) Dekan in Schwabach.
    Petzold, Johann Wolfgang: Chronik der königlich bayerischen Stadt Schwabach. Schwabach: Theodor Mizler 1854, S. 267.
    Simon, Matthias: Ansbachisches Pfarrerbuch. Nürnberg 1957, S. 126, Eintrag 756.
  6. Von 1737 bis zu seinem Tod im Jahr 1746 war Johann Andreas Fürst als Rektor in Schwabach angestellt.
    Petzold, Johann Wolfgang: Chronik der königlich bayerischen Stadt Schwabach. Schwabach: Theodor Mizler 1854, S. 279.
    Seine Witwe Magdalena Susanna kaufte 1753 das abgebrannte Haus mit der heutigen Adresse Martin-Luther-Platz 9 und baute das Anwesen wieder auf.
    Dehm, Karl; Heckel, Gottlieb: Häusergeschichte der Altstadt Schwabach mit einem Verzeicnis der Hausbesitzer. Schwabach: Geschichts- und Heimatverein 1970, S. 289.
  7. Zum damaligen preußischen Obrist-Lieutenant Johann von Mayr (1716-1759) siehe ADB 21, 1885, S. 108-109
  8. Vgl. Seyfart, Johann Friedrich (1727-1786): Geschichte des im 1756 und 1757sten Jahre in Deutschland und dessen angränzenden Ländern geführten Krieges. Frankfurt a.M. 1759, S. 91-92:
    Demnach ",verlies das Mayersche Corps am 1. Junius die Gegend der Stadt Nürnberg, und marschirte an diesem Tage über Fürth nach Schwabach [...] Zu Schwabach aber nahmen diese Völker sogleich Quartier, da denn Geistliche und Weltliche ohne Unterschied Einquartierungen bekamen. Man muste ihnen Essen und Trinken geben, und auch 100. Karolinen, das ist etwas über 1000. Gulden, nebst 20 Monturen an sie abliefern, nach deren Erhaltung sie am 2. Junius nach Zirndorf [...] abmarschirten."