Briefwechsel Johann Philipp Andreae


Kurzinformation zum Brief  
Autor Freiherr Ernst Franz von Glandorf
Empfänger Rat der Stadt Nürnberg
Ort Wien
Datum 29. Januar 1734
Signatur Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-3, Bl. 285-289
Transkription Hans Gaab, Fürth

Karl der Sechste von Gottes Gnaden erwehl-
ter Römischer Kayser zu allen zeiten Wehrer des Reichs

Edel liebe Getreue; Wir lassen Euch hiermit gnädigst ohnverhalten, daß unß gebührend vorgetragen worden, was massen Johann Philipp Andreae Mathematicus in Unser Kaÿsl. und Heÿl: Reichs=Stadt Nürnberg sich unterfangen, das in Unßerm Hertzothumb Schlesien liegende Fürstenthumb Teschen[1], nach einem von dem Rectore in Neÿstadt an der Aÿsch Nahmens Sarganeck[2] erhaltenen Handriß in Kupffer stechen, und die davon gedruckten Exemplaria distrahiren zu lassen.

Weilen aber darinnen die Gräntzen gegen Hungarn nebst verschiedenen anderen Fehlern sehr falsch, und unrichtig angezeichnet worden; Folglich dem publico künfftighin darauß große Irrung und Nachtheile verursachet werden könten: Neben dem auch einem privato keines Weegs erlaubt ist, die Länder ohne behörige Revidir= und Approbirung in Druck oder sonsten außgehen zu lassen; Alß begehren

[Bl. 286]
Wir an Euch mit dem Befehl gnädigst, vorbenannten Mathematico Andreae und jedermänniglich in Eurem Gebieth die ferneren Distrahirung gedachter Land=Carthen, nach empfang dieses alßo bald nicht nur ernstlich zu verbiethen, sondern auch ihme oder dem Drucker zu gleicher zeit so wohl die gestochene Kupffer=platte mit denen davon abgedruckten Exemplarien wegzunehmen, alß auch des Sargeneck Handriß von demjenigen, wer solchen in Handen haben mögte abfordern zu lassen, und alles mit Eurem Bericht zu Unßern Kaÿßerl: geheimme Reichs=Hoff=Cantzleÿ zu übersenden.

Dieses seÿn Wir bald möglichst von Euch gehorsambst gewärtig, und verbleiben Euch mit Kaÿßerlichen Gnaden gewogen.

Geben in Unßerer Stadt Wien den Neun und zwanzigsten Januarij Anno Siebenzehen hundert vier und dreÿssig, Unßerer Reiche des Römischen

[Bl. 287]
im dreÿ und zwantzigsten, des Hispanischen im ein und dreÿssigsten, des Hungarisch= und Böhmischen auch im dreÿ und zwantzigsten.



Ad Mandatum Sac: Caes:
Majestatis proprium
Frhl. v. Glandorff
mppria


[von anderer Hand unter die Seiten geschrieben]
an den Magistrat zu Nürnberg umb von dem dasigen Mathematico Johann Philipp Andreae die gedruckte falsche Land=Carte von dem Fürstenthumb Teschen sambt der Kupffernen Platten und Handriß abrofordern zu lassen und anhero zu schicken.


Fußnoten

  1. Cieszyn (früher Teschen) ist heute ein im Süden Polens an der polnisch-tschechischen Grenze gelegene Doppelstadt. Das dazugehörige Land war bis 1653 ein eigenständiges Herzogtum. Mit dem Aussterben des Herrschergeschlechts fiel dieses Herzogtum an Böhmen. Kaiser Karl VI. verlieh es 1722 an den Herzog von Lothringen.
  2. Der Pietist Georg Sarganeck (1702-1743) wurde 1731 Rektor in Neustadt a.d. Aisch und war in dieser Position zweiter Nachfolger von Peter Kolb (1675-1726). Er war von 1726 bis 1728 als Adjunkt bei August Hermann Francke in Halle gewesen, anschließend Konrektor in Teschen, wo er aber wegen seiner religiösen Gesinnung entlassen wurde.