Wohlgebohrner u. Gnädiger Herr !

Gegenwärtigen Brieff samt den Carten ersuche Euer Wohlgebohrn und Gnaden entweder Hl: Volckamer^[1] oder Hl: Ebner^[2] einzuhändigen, welcher am ersten zu sehen ist, dabeÿ aber meinetwegen zu bitten, daß diese Wochen möchte auf caution nur so lange loß gelaßen werden, biß ich die nach Leipzig bestellte Arbeit verfertiget, welche erst gestern mit Brieffen bestellt worden, und solche in diesem finstern düstern Gefängnus völlig zu elaborieren eine ohnmöglichkeit ist, ob ich gleich es gerne thun wolte, weilen nicht im stande bin wegen der finstern zu sehen eine solche subtile arbeit, dahero innständig ersuche für mich zu intercedieren, daß mir auf 8: Tag relaxiert werde, damit nicht gar umb die Arbeit und Nahrung gebracht werde, ich will mich auf begehrn als dann wider in gehorsam einstellen; solte mir aber diese Gnade auch nicht widerfahren, so will in Unterthänigkeit gebetten haben mir solches wißen zu laßen, damit denen Leuthen am Freÿtag schreiben und die Arbeit abstellen kan, daß Sie nicht vergebens darauf warten, im übrigen verbl. mit allem hohen Respect

Euer Wohlgebohrn und Gnaden

é Carcere den 9: Decembris: 1733:

Unterthänigster Diener
Joh: Philipp Andreae
Mathematicus

Weilen Ihro Gnaden Hl: Grundherr^[3] ohnehin so viel wegen deß beschwehrlichen Burgermeister Amts zu thun, so habe Ihne mit diesem nicht incommodieren wollen, dahero Euer Wohlgebohrn und Gnaden hierinnne will gebetten haben ich habe es auch in beÿgehenden Brieff gemeldet.

Fußnoten

1. ↑ Christoph Gottlieb Volckamer (1676-1752) war Ratsherr und Triumvir. Vgl. Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon, Band 3. München: Saur 2007, S. 1592.
2. ↑ Hieronymus Wilhelm Ebner von Eschenbach (1673-1752) diente seit 1700 dem Rat der Stadt Nürnberg.
3. ↑ Carl Sigmund Ferdinand Grundherr (1699-1763) war seit 1731 jüngerer Bürgermeister. Vgl. Fleischmann, Peter: Rat und Patriziat in Nürnberg (= Nürnberger Forschungen, Band 31/2). Neustadt a.d. Aisch: Schmidt 2008, S. 485-191