Briefwechsel Johann Philipp Andreae


Kurzinformation zum Brief  
Autor Johann Philipp Andreae (1699-1760)
Empfänger Grundherr, Carl Sigmund Ferdinand (1694-1763)
Ort Nürnberg
Datum 16. November 1733
Signatur Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-2, Bl. 338-339
Transkription Hans Gaab, Fürth

WohlGebohrner, Gnädiger Herr

Die 2: Globulos, welche ich wider zuruckerhalten, habe ich nicht gesandt, die Gerechtigkeit dadurch etwa zu erkaufen, oder favorem Judicis zu erhalten, sondern mein endzweck war dieser, wegen der vielen mühe, so Euer Gnaden wegen meiner Correspondenz haben, eine kleine Erkändl: zu zeigen, indeme die Eisenmeisters Leuthe sich jederzeit scheuen, einen Brieff mitzunehmen, mit Vorwendung, wie Euer Gnaden dann und wann unwillig darüber werden, ich kan also für die viele Mühe nichts anders geben, als Gott bitten, daß Er Euer Gnaden samt dero hochadel: Familie in beständigen Flor und hohen Wohlseÿn erhalten wolle.

Anbeÿ folget wider 1. Brieff welchen nach überlesung samt dem Holzbergerischen[1] mit zuruckzusenden bitte. Die langwührige Einhafftierung anbelangend, so will doch um Gottes willen gebetten haben der Sache einen endlichen Schluß zu machen, an deme es Euer Gnaden doch das meiste gelegen, daß die Sache getrieben werde, weilen die Herrn ältern doch jederzeit die bittenden wider zuruck an Euer Gnaden weisen, dann gewißlich jetzt gehet es nur sehr genau, und ist eben, als wann ich in Lappland wohnete, alwo anjetzo lange Nächte und kurtze Täge sind, umb 10: Uhr der kleinen vormittag kan ich erst sehen, umb vesper läuthen ist es schon wider nacht, es ist kein größeres Elend und Jammer in der gantzen weiten welt, ja ich glaube nicht, daß der höllische Cerberus eine solche Marter hat die Verdammten zu quälen, als ich in diesem artigen Kindbett stübl; geplaget werde, nächtl: weile gibt es dann und wann Spiritus familiares, welche einen schrecken wollen machen, beÿ Tag möchte man vor Rauch und Dampf ersticken, solcher gestalten, daß einem die Augen auß dem Kopf möchten herausfallen, man brauchte in diesem vorzimmer deß Plutonis kein Meßer zum Augen außstechen, es beißt solche der Rauch schon aus: so wahr als Gott lebt, ich will lieber einen Soldaten abgeben oder mich erschießen laßen, als länger gequält seÿn in dieser Artichambre; Euer Gnaden werden aus dem Brieff von Ettal ersehen haben, daß ein baar Globos zu 500: fl. begehrt werden, und mich samt Weib und Kind zu Bettler machen, 1. solches baar ist mir ohnehin bereits entgangen, welche um Laurentzi haben solllen gelieffert werden, in Summa ich bin gestrafft genug worden, dahero nichts mehrers als umb einen Schluß bitte, der Trucker und Stecher haben mehren straffe verdient als ich, dieses werden Euer Gnaden selbten wißen; Meine Frau ist nicht gewohnt Euer Gnaden so offt zu überlauffen wie es andere machen, sondern sie läßt die Gedult herschen, Euer Gnaden urgieren doch die Sache daß es ein Ende werde, ein halbes jahr gestrafft ist lange an Leib, an Gut bin ich noch mehrers gezüchtiget; Für die mir erzeigende Gnade wird Gott der reiche Vergelter seÿn, ich aber verharre mit unterhtänigsten Respect

Euer Wohlgebohrn und Gnaden

é Carcere enherablich[?] den 16: Novembris.
1733.

unterthänigster Diener
Joh: Phil: Andreae
Mathematicus


Fußnoten

  1. Johann Holzberger (1700-?) war am 28.06.1700 im badischen Meißenheim als Sohn des Pfarrers Johann Georg Holzberger und seiner Frau Maria Salome geboren worden. Er studierte Theologie und wurde am 07.05.1734 in Ansbach ordiniert. 1734 war er Adjunkt in Sulzbach, 1735 Pfarrer im zwischen Crailsheim und Feuchtwangen gelegenen Mariäkappel. Holzberger heiratet am 24.01.1736 die Tochter eines Zollkommissärs in Schwabach , 1741 musste er wegen Ehebruchs von seiner Stelle fliehen.
    Meißenheim Mischbuch 1670-1705 (Scan 22).
    Simon, Matthias: Ansbachisches Pfarrerbuch. Nürnberg 1957, S. 211, Eintrag 1283 (Das hier angegebene Geburtsdatum ist das seines zwei Jahre älteren Bruders Johann Andreas Holzberger).