Briefwechsel Johann Philipp Andreae


Kurzinformation zum Brief  
Autor Andreae, Johann Philipp (1699-1760)
Empfänger Löffelholz, Johann Carl (1673-1756)
Ort Nürnberg
Datum 21. Juli 1733
Signatur Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-3, Bl. 399-401
Transkription Theodor Hampe, Nürnberg
Anmerkungen Hans Gaab, Fürth

Wohlgeborner, Gnädiger Herr !

Dem mir gegebenen Befehl Gehorsamst nachzuleben, so habe nicht ermangeln wollen, hiemit die Anzeige zu thun, so viel als ich weiß und davon zu Gesicht gekommen, ohngefehr in dem Monath Februarij dieses fortlauffenden Jahres ist der Glück[1]; nach Erlang geritten daselbsten den Fleischmann[2], der den StadtRiß gestochen, mit sich nach Schweinau genommen, und beÿ dem so genanndten Büttnersgörgl: einlogiert, alda hat Er ihme einen halben bogen groß eine Zeichnung machen müßen, dieses Inhalts ohngefehr.

i. fürstliche Persohn sitzet unter einem Erhobenen Baldachin in vollen Küriß mit Cron und Scepter, unter seinen Füßen werden Löwen sich befinden, unten stehend zu Füßen 2: Herrn deß Raths, der eine den Neid vorstellend, der andere eine andere heßl: Figur, der Neid hat eine armbrust, so gespant, auf diesem ligt ein Strohhalm, und zielet nach dem Fürsten, aus deß Fürsten Mund gehet eine Stimme, die Worte hab ich aber nicht leßen können, weilen solche gar klein geschrieben waren, es sind noch viele Figuren vorhanden, da die eine die landtcarten, die andere die Annales Mülleri[3], die Mitte wieder ein anderes in Händen hält, worunter lauter Pasquillantische Lemmata stehen etc: Dieses Blatt habe ich nur in deß Glücken seiner Stube von ferne liegen sehen, da Er aber wahrgenommen, daß meine Augen so scharff darauf waren, so hat Er dieses weggethan, allein obige Zeichnung wird der Hering Kuferstecher besser erklären können, und der Guntzelmann[4] Kupfertrucker, weilen diese etl: mahl beÿ dem Fleischmann in Schweinau gewesen, der Reuß aber am allerbesten expliciren, weilen diese solche Zeichnung meines wissens nach Schwabach getragen.

Noch erinnere ich mich, daß vor ohngefehr einem Jahr der Fleischmann auch hat zeichnen sollen ein völliges Kartenspiel von hiesigen Herren, und der Glück dieser wegen gar vieles mit Ihme gesprochen, allein ich kan solches nicht beweisen, sondern ich habe es mir durch einen Domestiquen von dem Glücken erfahren, doch solle es gantz gewiß seÿn. Vielleicht weiß der Reuß[5] mehrer Particularia hiervon zu geben, mir hat man seit einem Jahr und noch länger gar nichts mehr wissen laßen; Von deß Glücken seinen anhängern kan ich keine weitere nachricht geben, weilen, wie erstgedacht, ich nicht mehr in

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seinen Gunsten gewesen, daß der Glück keinen Strich zeichnen kan, ist gantz gewiß, mithin muß Ihme die Medaillie einer gezeichnet haben, allein ich kan keine Nachricht ertheilen, indeme mit Gott und gutem Gewißen sagen kan, daß ich weder Inventorem noch Delineatorem anzeigen kan, und wird dieses nicht nur der Glück selbst der Holtzberger[6], sondern auch der Bernd und Bernauer[7] mit gutem gewißen sagen, daß ich dieses so lange nicht bekennet, sind einig und allein Bernd und Bernauer schuldig, dann Sontags vor meiner Einhafftierung war ich und Bernd beÿ dem Bernauer, da ich dann Ihme solches vorgestellt, und gesagt, was ich gefragt wurde, so sagete ich es rund herauß, der Bernd aber zur Antwort gegeben, Er laße sich eher 10: Wochen einsperren, ehe Er dieses bekenne, und wann Ihm einer unter die Augen gestellet würde, so gestehe Er solches nicht, sondern läugne es. Ich habe Ihnen beeden dazumahlen noch gesagt, daß ich nichts daran gethan noch gemacht, sondern ledig in commission solches gehabt, wie sie beede mit gutem gewißen sagen werden und müßen. Es wird sich der Bernauer wohl zu entsinnen wißen, daß ich gesagt gleich anfangs, da es getruckt worden, es wäre beßer gewesen, wir hätten alles verbrannt, weilen ein sehr guter freund von dem Bernauer Ihme nach der hand solle gewarnet haben, daß dieses ein Pasquill seÿe, welches wir vorhero nicht so eingesehen, allein die Abtruck waren schon weg:

Euer Wohlgebohrn und Gnaden haben also die hohe Gnade vor mich, und intercediren damit ich doch möchte erlediget werden; und meine Arbeit die gantz großen Globis betreffend zum Stand richten könne, was ich nach der Hand zu fernerer Außforschung der andern Script: etc. thun kan, und mir anbefohlen wird, werde ich gewiß mit aller Treue, Sorgfalt und Mühe auf das fleißigste außrichten, für einige mir erzeigende hohe Gnade werde ich nicht nur den großen Gott für Euer Gnaden langes Leben, hohes wohlseÿn inbrünstig anflehen und mit allem unterthänigsten Respect verharren.

Euer Wohgebohren und Gnaden

é Carcere dem 21: Julij: 1733:

Unterthänigster Diener
Johann Philipp Andreae
Mathematicus


Fußnoten

  1. Johann Paul Glück stammte aus Reichelsdorf. Im Verhör vom 19.10.1733 sagte Andreae über ihn, es "wäre eine bekannte Sache, daß dieser schon 4. Jahre mit dem Zollwesen, von denen hier abgehenden Kaufmanns Güthern, umgehe, auch lange Zeit alle Sonnabend hier gewesen seÿe und obacht gehabt habe, was von dergleichen abgeführet worden." In den Brandenburg-Onoltzbachischer Address- und Schreib-Calendern für 1747, 1748 und 1754 wird er als ist er als Zoll-Commissarius verzeichnet. Falckenstein verzeichnet ihn 1740 als Zoll-Inspector und 1756 als "Zoll-Commissarius von 4. Ober=Aemtern". Glücks Tochter Sybilla Helene kaufte 1764 um 6600 Gulden das Haus in der Königstraße 2 in Schwabach. Auch hier wurde der Vater als Zollkommmissar bezeichnet. Nach Schuhmann war er von 1765 bis 1770 Oberzollkommissar in Schwabach.
    Verhör Andreae, 19.10.1733, Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-2, Bl. 239
    Dehm, Karl; Heckel, Gottlob: Häusergeschichte der Altstadt Schwabach. Schwabach 1970, S. 256
    Falckenstein, Johann Heinrich: Chronicon Svabacense. Schwabach: Johann Jacob Enderes 1740, S.28
    Falckenstein, Johann Heinrich: Chronicon Svabacense. Schwabach: Johann Jacob Enderes 1756, S.83
    Hoch-Fürstlich Brandenburg-Onoltzbachischer Address- und Schreib-Calender. 1747, S. 55
    Hoch-Fürstlich Brandenburg-Onoltzbachischer Address- und Schreib-Calender. 1748, S. 55
    Hoch-Fürstlich Brandenburg-Onoltzbachischer Address- und Schreib-Calender. 1754, S. 62
    Petzold, Johann Wolfgang: Chronik der königlich bayerischen Stadt Schwabach. Schwabach: Theodor Mizler 1854, S. 139
    Schuhmann, Günther: Die Deliciae topogeographicae Noribergenses und ihre Verfasser. Jahrbuch für fränkische Landesgeschichte 19 (1959), S. 493.
  2. Der Kupferstecher Daniel Fleischmann hielt sich damals in Erlangen auf und soll in der Erlanger Vorstadt im Goldenen Kreuz gewohnt haben. Er war der Sohn des Nürnberger Kupferstecher August Christian Fleischmann, der in der Zisel Gaß gewohnt hatte, also in der heutigen Albrecht-Dürer-Straße.
    Zum Vater siehe Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon, Band 1. München: Saur 2007, S. 396-397.
    Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-3, Bl. 176, 392, 406.
  3. Vgl. Müllner, Johannes: Die Annalen der Reichsstadt Nünberg von 1623. Band 1. Nürnberg 1972. Band 2: Nürnberg 1984.
  4. Johann Gunzelmann wurde am 31.07.1672 in St. Lorenz getauft: "Basilius Gunzelmann, Mußquetierer allhie. Sophia. Johann. Allmann, Schellenmacher, 31. [07.1672]", Taufen St. Lorenz 1668-1680, S. 78 (Scan 37). Am 21.01.1700 heiratete der Kupferdrucker Johann Guntzelmann Anna Steinhauser: "Der Ers. u. Kunstr. Joh. Guntzelmann Kupferdrucker, deß Ers. Basilius Guntzelmann [?] Gesellen S.N.E.S., J. Anna, deß Ers. Joh. Steinhauser, Hefftleinm. E. T. [...] d. 21. Jan [1700]", Trauungen St. Sebald 1692-1727, S. 170 (Scan 88), Eintrag 9.
  5. Johann Georg Reuß war Schreiber in Schweinau und scheint enge Beziehungen zu Johann Paul Glück in Schwabach gehabt zu haben. Ein Brief von ihm liegt im Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-3, Bl. 95-97.
  6. Johann Holzberger (1700-?) war am 28.06.1700 im badischen Meißenheim als Sohn des Pfarrers Johann Georg Holzberger und seiner Frau Maria Salome geboren worden. Er studierte Theologie und wurde am 07.05.1734 in Ansbach ordiniert. 1734 war er Adjunkt in Sulzbach, 1735 Pfarrer im zwischen Crailsheim und Feuchtwangen gelegenen Mariäkappel. Holzberger heiratet am 24.01.1736 die Tochter eines Zollkommissärs in Schwabach , 1741 musste er wegen Ehebruchs von seiner Stelle fliehen.
    Meißenheim Mischbuch 1670-1705 (Scan 22).
    Simon, Matthias: Ansbachisches Pfarrerbuch. Nürnberg 1957, S. 211, Eintrag 1283 (Das hier angegebene Geburtsdatum ist das seines zwei Jahre älteren Bruders Johann Andreas Holzberger).
  7. Laut seines ersten Verhörs am 18.07.1733 war der Kupferdrucker Abraham Brennauer (Bronauer, Brünauer) war 35 Jahre alt, wohnte in der Katharinengasse, war verheiratet und hatte ein Kind. Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-2, Bl. 35.
    Er hatte am 12.02.1725 geheiratet: "d. 12. Febr. [1725] Der Ers. Abraham Brunnauer, Kuferdrucker, des Ers. und Kunstr. Eberhard Brunnauer, Messerschmidts Ehel. [Sohn] die Tugendsame Jgfrl. Anna Catharina, des Ers. Georg Hofmanns, Rothgießers und Verlegers Ehel. Tochter. Frühmeß", Trauungen St. Lorenz 1664-1736, S. 970 (Scan 599). Am 06.01.1727 wurde die Tochter Maria Magdalena geboren, Taufen St. Lorenz 1713-1735, S. 108 (Scan 54).
    Zu ihm siehe Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon, Band 1. München: Saur 2007, S. 185.