Galilei und Marius


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...Tafeln von Marius abschätzen zu können, habe ich dessen Epochen und Perioden mit denen von Delambre verglichen.[1] Letztere beruhen auf Verfinsterungen der Satelliten, die von 1660 bis wahrscheinlich 1815 beobachtet wurden; (3439 Bedeckungen des ersten Satelliten, Immersionen oder Emersionen; 498 Immersionen und 602 Emersionen des zweiten Satelliten, etc.); Heute werden die Ephemeriden der Jupitersatelliten für die Connaissance des Temps[2] und andere astronomische Annalen nach den Tabellen von Delaunay[3] berechnet, die, bis auf einige Verbesserungen, die Fortsetzung derer von Delambre sind; wir können mit Sicherheit annehmen, dass diese die Positionen der Satelliten im Zeitraum von 1609 bis 1613 exakt wiedergeben.

Bevor ich die Ergebnisse unserer Berechungen vorstelle, weise ich darauf hin, dass sich die Tafeln von Marius und Delambre in ihrer Konstruktion unterscheiden. Marius gibt die Epochen - das heißt die Winkelabstände der Satelliten, die sie in ihren Bahnen vom Apogäum[4] haben - für die Anfänge der Jahre 1609-1631 an; danach ihre Bewegungen, 1o. nach abgelaufenen Monaten des Jahres, gezählt ab Januar 0.0. 2o. nach ganzen Tagen, 3o. nach Stunden und 4o. nach Minuten. Für den Jahresbeginn nimmt er die Mitternacht des 1. Januars für den Meridian von Ansbach. Er verwendet den Julianischen Kalender, worauf er ausdrücklich hinweist.

Die entsprechenden Zahlen in den Tafeln von Delambre geben, für jedes Jahre von 1660 bis 1840, die "mittlere Konjunktion" in bürgerlicher Zeit an, bezogen auf den Meridian von Paris. Für die bürgerliche Zeit gibt Delambre ebenfalls die Stunden ab Mitternacht an. Aber es gibt einen Unterschied in der Tageszählung der beiden Tafeln. Zum Beispiel: Für die erste mittlere Konjunktion von 1660 gibt Delambre an: 1d 7h 5' 12''7, während Marius diesen Wert bestimmt hätte zu: 1659 + Januar 0d 7h etc., da er immer nur die verstrichene Zeit berücksichtigte.

Die "mittlere Konjunktion" von Delambre ist mit dem "mittleren Apogäum" bei Marius identisch.

Delambre verwendete für seine Tabellen den gregorianischen Kalender; die Daten, die er für die mittleren Konjunktionen bestimmte, werden um konstante Werte vermindert, die für jeden Satelliten gleich sind, und deren Beträge allen Hilfstafeln hinzugefügt werden, die für die Satelliten die Störungen angeben.

Um die beiden Tafeln zu vergleichen, müssen wir schließlich noch den Längenunterschied zwischen Paris und Ansbach in Betracht ziehen.


Fussnoten

  1. [Anmerkung des Bearbeiters] Jean-Baptiste Joseph Delambre (1749-1822) war ein französischer Astronom und Astronomiehistoriker. Von ihm erschienen:
    Tables eécliptiques des satellites de Jupiter. Paris: Courcier 1817.
  2. [Anmerkung des Bearbeiters] Die Connaissance des Temps sind das astronomische Jahrbuch Frankreichs, das bereits seit 1679 erscheint.
  3. [Anmerkung des Bearbeiters] Charles Eugène Delaunay (1816-1872) war ein französischer Mathematiker und Astronom. Er hat sich mit der Theorie des Mondes befasst und seine Ergebnisse teilweise auf die Jupitermonde übertragen.
  4. [Anmerkung des Bearbeiters] "Apogäum" bezieht sich hier auf die Sonne, nicht die Erde: Verlängert man die Linie Sonne-Jupiter über Jupiter hinaus, schneidet sie sich mit der jeweiligen Satellitenbahn im Apogäum. Vgl. hierzu die erläternde Skizze, die Marius selbst seinem Mundus Jovialis einfügte (Bl. E1r): B ist die Sonne, A der Jupiter, D das Apogäum. Bei der Winkelzählung bildet das Apogäum den Nullpunkt.