Galilei und Marius


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... des Jupiters zugeschrieben, aber er hat den Fehler begangen, diesen Winkel als immer in der gleichen Richtung zur Sonne hin ausgerichtet zu betrachten.

Der Irrtum von Marius ist verzeihlich, derjenige Galileis weniger. Marius sieht sich mit einer Erscheinung konfrontiert, die vor ihm noch niemand ausreichend sorgfältig beobachtet hatte, um daraus ein Gesetz abzuleiten. Marius versucht, seine sechste Erscheinung mit einer einleuchtenden Annahme zu erklären und diese war in der Tat richtig. Allerdings gibt er zu, dass die Umlaufzeiten der Satelliten nicht konstant sind, außer die Satelliten werden von der Sonne aus betrachtet, wobei die Richtung der Neigungen in Bezug auf die Sonne gleich bleibt. Zu seiner Zeit waren die mechanischen Gründe noch völlig unbekannt, die eine Konstanz der Richtung der Ebenen im Raum festlegen. Auch das Inertialgesetz bei geradlinigen Bewegungen war noch nicht ausreichend klar formuliert. Erst 1632 hat dies Cavalieri in seinem Werk Lo Specchio Ustorio getan.[1] Galilei hat dies nie akzeptiert. Im ersten Tag seines Dialogo interno ai due massimi sistemi del mondo Tolemaico e Copemicano, der zur gleichen Zeit wie Cavalieris Werk erschien, meint Galilei, dass alle Körper der Welt sich auf kreisförmigen Bahnen bewegen und behauptet, dass es unmöglich sei, dass ein Körper von sich aus sich auf einer Geraden bewegen könne, denn da eine Gerade unendlich ist, es gegen seiner Natur sei sich auf etwas hin zu bewegen, was unerreichbar sei.[2]

Galilei dagegen, hätte im Saggiatore von 1623 sehr wohl wissen können, dass seine Annahme vom Parallelismus der Ebenen der Umlaufbahnen gegenüber der Ekliptik falsch ist. Kurz nach dem Mundus Jovialis erschien in Ingolstadt ein Buch, aus dem er die Art und Weise hätte entnehmen können, seine These zu überprüfen. Das Buch Disquisitiones Mathematicae von J. G. Lochner[3] erschien unter Aufsicht und Namen des Jesuitenpaters Scheiner. S. 83 findet man dort die Breitenabweichungen ...


Fussnoten

  1. [Anmkerung des Bearbeiters] Cavalieri, Bonaventuro (1598-1647): Lo specchio ustorio overo trattato delle settioni coniche et alcuni loro mirabili effetti intorno al lume, caldo, freddo, suono e moto ancora. Bologna: Clemente Ferroni 1632.
  2. [Anmkerung des Bearbeiters] Am ersten Tag seines Dialoges lässt Galilei Salviato sagen: "Da außerdem die geradlinige Bewegung ihrer Natur nach unendlich ist - denn die gerade Linie ist unendlich und von unbestimmter Länge - so kann kein beweglicher Körper den natürlichen Trieb haben, sich in gerade Linie dahin zu bewegen, wohin er unmöglich gelangen kann, insofern einer solchen Bewegung kein Ziel gesetzt ist." Galilei, Galileo: Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme, das ptolemäische und das kopernikanische. Teubner: Stuttgart 1982, S. 20.
  3. Disquisitiones Mathematicae, De Controversiis et Novitatibus Astronomicis, quas sub praesidio Christophori Scheiner, de Societate Jesu, Sacrae linguae et matheseos, in alma Ingolstadiensi Vniversitate, Professoris Ordinarij, publice disputandas posuit, propugnavit, Mense Septembri, Die - Nobilis et Doctissimus ivvenis, Ioannes Georgius Locher. Boius Monacensis, Artivm et Philosophiae Baccalaureus, Magisterij Candidatus, Iuris Studiosus. Ingolstadt: Angermaria 1614, in 4o.