Galilei und Marius


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... Zeugnis, bei der Konstruktion des Fernrohrs eine immer stärkere Vergrößerung auf 3, 7.5, 20 und sogar 30 Durchmessern erreicht. Aber er ist sicher, dass diese letzte Konstruktion kaum noch zu einer Verbesserung führte. Die Qualität eines Instruments wird nicht daran gemessen, dass man über die Vergrößerung spricht, sondern über die Qualität der Auflösung. Jede Kombination von Gläsern bietet eine gewisse Grenze, ab welcher die Steigerung der Vergrößerung die Bilder, durch einen Mangel an Schärfe und der Klarheit in der Definition von Details, eher verschlechtern als verbessern, wenn man die Abmessungen vergrößert. Bei einfachen Gläsern, die weder achromatisch noch aplanatisch[1] sind, ist bei einer 30-fachen Vergrößerung diese Grenze schon lange überschritten. Selbst wenn ihm die besten Objektive und Okulare zur Verfügung stehen würden, würde kein Optiker unserer Zeit versuchen, ein holländische Fernrohr mit 30-facher Vergrößerung zu konstruieren. Im Übrigen belegen die Skizzen der Mondoberfläche, die Galilei seinem Sternenboten beifügte, in keiner Weise die Qualität seines Fernrohrs.

Es gibt zudem einige spezifischere Details, die den Wert des Fernrohrs in der Bauart von Galilei belegen. In seiner Narratio de observatis a se quatuor Jovis Satellitibus erronibus [Erzählung über die Beobachtung der vier den Jupiter umkreisenden Satelliten] schildert Kepler,[2] dass im August 1610 der Erzbischof von Köln ihm ein Instrument anvertraute, von dem er sagte, es sei ihm von Galilei zugeschickt worden, das er aber selbst, im Vergleich zu anderen, die er besaß, bezüglich der Bequemlichkeit der Sicht als minderwertig beurteilte, und klagte, dass das Instrument die Sterne viereckig zeigte. Kepler berichtete, dass das Blickfeld etwa den halben Durchmesser des Mondes hatte (16 Minuten). Er sagt ausdrücklich, dass ihm Jupiter, sowie Mars, Merkur und Sirius viereckig erschienen und im Durchmesser die Farben blau, rot und gelb zeigten, was er seiner Kurzsichtigkeit zuschrieb, wodurch er die Augen zusammenkniff bei dem durch das Instrument gebündelten Licht; das merkte er immer noch, wenn er am Tag durch das Instrument schaute, wobei das starke Licht die Farben des Regenbogens zeigte. Wir können auf die Vergrößerung dieses Instruments schließen, an Hand der Darstellungen, die sich in der Arbeit von Sirturus auf S. 28 finden,[3] wo der Autor den Strahlengang bei plankonvexen und plankonvexen Linsen dieses Instruments darstellt, nämlich 65 mm und 7,5 mm, was ungefähr eine neunfache Vergrößerung ergibt. Schon bei dieser Vergrößerung zeigt das Fernrohr von Galilei eine merkliche Verzerrung und Verfärbung.

Wir entnehmen noch einen anderen Beleg aus der Korrespondenz von Christiaan Huygens (Band II, Brief Nr. 673). Wir danken Huygens ...


Fussnoten

  1. [Anmerkung des Bearbeiters] Der Linsenfehler der sphährischen Abberation bewirkt, dass parallel einfallende Lichtstrahlen nicht genau in einem Punkt fokusiert werden. Eine aplanatische Linse ist von diesem Fehler befreit.
  2. [Anmerkung des Bearbeiters] Kepler, Johannes: Narratio De Observatis A Se quatuor Iouis satellitibus erronibus. Frankfurt a.M.: Palthenius 1611, Bl. 3r.
  3. [Anmerkung des Bearbeiters] Sirturus, Hieronymus [= Rößler, Fritz, 1579-1639]: Telescopium: Sive ars perficiendi novum illud Galilaei visorium instrumentum ad sydera. Frankfurt a.M.: Paul Jacob 1618, S. 28 [Text S. 28, Abbildung S. 29].