Erhard Weigel
Polyhistor an der Universität in Jena mit großem Einfluss in den Nürnberger Gelehrtenkreisen.* 16.12.1625 in Weiden in der Oberpfalz ; † 21.03.1699 in Jena
- Vater: Michael Weigel (1591-1637), Tuchmacher.
- Mutter: Anna Walthier ( 1589-1653).
- Heirat: 12.09.1653 Elisabeth Bayer (1614-1683), verwitwete Hartmann.
- Kinder: 2 Töchter, eine überlebend.
Lebenslauf:
In Folge der Rekatholisierung von Weiden wanderte Erhard Weigel 1627/28 mit seinen Eltern nach Wunsiedel aus. 1634 fand hier der Vater eine Anstellung als Lehrer, doch starb er bereits zwei Jahre später. Trotz der eher bescheidenen Verhältnisse erhielt Erhard Weigel eine gute Schulausbildung. Ab 1644 besuchte er das Gymnasium in Halle, wo er durch den Astrologen Bartholomäus Schimpfer gefördert wurde, der ihm die Benutzung seiner Bücher und Instrumente gestattete. Ab 1647 studierte Weigel an der Universität in Leipzig, 1650 wurde er Magister der Philosophie. Schon drei Jahre später erhielt er einen Ruf als Mathematiker an die Universität Jena. Auf Grund seines außerordentlichen pädagogischen Geschicks und seiner mitreißenden Art hatte Weigel bei den Studenten großen Zulauf. Wirksam war er vor allem durch seine Schüler, die seine modernen pädagogischen Ansichten weiterverbreiteten. In Jena blieb Weigel bis an sein Lebensende, nur zahlreiche Reisen unterbrachen seinen Aufenthalt. Im März 1699 zog er sich auf der Rückreise von Regensburg eine schwere Erkältung zu, die ihn völlig entkräftete. Er starb am 21. März 1699 in Jena. Sein bekanntester und wichtigster Schüler war Gottfried Wilhelm Leibniz (1649-1716).Wirken:
Weigels Wirken ist viel zu umfangreich, um hier ausreichend gewürdigt werden zu können. So sollen hier nur seine Beziehungen zu den Nürnberger Astronomen angedeutet werden. 1656 lies er ein Torgebäude des Jenenser Kollegiums aufstocken lassen und schuf damit eine Plattform für astronomische Beobachtungen. Hier dürften sowohl Johann Christoph Sturm (1635-1703) als auch Georg Christoph Eimmart (1638-1705) in die beobachtende Astronomie eingeführt worden sein. Mit beiden verband ihn eine lebenslange Freundschaft, insbesondere Eimmart gilt als Zentrum des süddeutschen Schülerkreises von Weigel.
Erhard Weigel war es, der auf evangelischer Seite die Kalenderreform von 1700 durchsetzte, wobei er den Erfolg seiner Bemühungen nicht mehr erleben durfte. An eine reine Übernahme des gregorianischen Kalenders war aber auch damals noch nicht zu denken. Deshalb vermied Weigel diesen Namen und sprach nur von einem reformierten Kalender. Um sich weiter abzusetzen sollte das Datum der Ostertage durch astronomische Beobachtungen und Berechnungen festgelegt werden, während die Katholiken eine festgelegte Formel verwenden, die allerdings sehr gute Resultate erzielt. Zur Durchführung der Berechnungen wollte Weigel einen wissenschaftlichen Beirat gründen, den er "Collegium Artes Consultorum" nannte. Sitz des Gremiums sollte Nürnberg sein, u.a. waren Sturm, Eimmart und Johann Philipp von Wurzelbau (1651-1725) vorgesehene Mitglieder. Mit dem Tod Weigels wurde auch die Idee dieses Gremiums zu Grabe getragen, doch regte Leibniz nach diesem Vorbild die Einrichtung der Preußischen Akademie der Wissenschaften an.
Mitgliedschaften und Ehrungen:
Ca. 1686 wurde Weigel zum Pfalz-Sulzbachischen Rat ernannt. 1688 wurde er kaiserlicher Rat.
Nürnberger Weigelschüler:
- Georg Arnold Burger (1649-1712) war Nürnberger Ratsschreiber.
- Georg Christoph Eimmart (1638-1705) gilt als Zentrum des süddeutschen Weigelkreises.
- Konrad Feuerlein (1629-1704) war Pfarrer bei St. Sebald und Direktor der Stadtbibliothek.
- Georg Reichard Hammer (1635-1697) war Jurist und Philosoph in Altdorf.
- Paul Heigel (1640-1690) wurde Mathematikprofessor in Helmstedt.
- Stephan Stör (1639-1694) war Theologe und Pädagoge an der Altdorfer Stadtschule.
- Johann Christoph Sturm (1635-1703) war Professor für Mathematik und Physik in Altdorf.
- Johann Achatius Cöler (1663-1713) aus Heilsbronn wurde Mathematikprofessor am Gymnasium in Coburg.
- Johann Ludwig Hocker (1670-1746) wurde Professor in Heilsbronn.
- Heinrich von der Lith (1648-1682) war Mitglied in Weigels Societas Pythagoras. Er wurde Stadtpfarrer in Ansbach.
- Andreas Heumann (1651-1715), Hobbyastronom und Gastgeber von Weigel bei dessen Besuchen in Nürnberg.
- Johann Philipp von Wurzelbau (1651-1725) wurde 1692 auf Vorschlag von Weigel von Kaiser Leopold I. (1640-1705) geadelt.
- Johann Dein (1650-1711), Zirkelschmied.
- Johann Carl Landeck (1636-1712), Instrumentenmacher.
- Johann Ludtring (1628-1688), Mechaniker und Zirkelschmied.
- Felix Spitz (1641-1717) war ab 1685 Juraprofessor in Altdorf. Er war Weigels Schwiegersohn.
- Christoph Weigel d. Ä. (1654-1725), Kuntshändler in Nürnberg war Weigels Neffe.
- Christoph Weigel d. J. (1702/3-1777), Kunsthändler in Nürnberg war Weigels Großneffe.
- Johann Christoph Weigel (1661-1726), Kunsthändler in Nürnberg war Weigels Neffe.
Ausgewählte Werke:
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Hinweis: Augelistet sind hier nur die Werke Weigels mit Bezug zur Astronomie. Für weitere Werke den Links folgen.
- Chronologische Auflistung der Werke von Erhard Weigel
- Disputationen unter Erhard Weigel
- Erfindungen von Erhard Weigel
- Pädagogische und philosophische Schriften von Erhard Weigel
- Mathematische Schriften von Erhard Weigel
- Schriften zur Kalenderreform
- De ascensionibus et descensionibus astronomicis. Leipzig: Hönius 1650 [BSB München]
- Commentatio Astronomica De Cometa Novo, Qui sub finem Anni 1652. lumine sub obscuro nobis illuxit. Jena: Sengenwaldt 1653 [BSB München]
- Astronomiae pars sphaerica, Methodo Euclidea conscripta. Jena: Georg Sengenwald 1657
- Speculum Uranicum Aquilae Romanae Sacrum, das ist Himmelsspiegel. Jena: Samuel Krebs 1661 [SB Regensburg]
- Speculum Terrae; das ist Erd-Spiegel. Jena: Krebs 1665 [BSB München]
- Ausgabe von 1713 [BSB München]
- De Luce Cometarum. Jena: Krebs 1666 [ThULB Jena]
- Cosmologia. Jena: Meyer 1680 [BSB München]
- Speculum Uranicum Aquilae Romanae Sacrum, Das ist, HimmelsSpiegel; Darinnen Ausser denen ordentlichen, auch die ungewöhnlichen Erscheinungen des Himmels mit gebührenden Anführungen abgebildet, Vornehmlich aber Der im Gestirne des Adlers jüngsthin entstandene Comet. Jena: Meyer 1681 [BSB München]
- Fortsetzung des HimmelsSpiegels; Darinnen ausser dem andern Theil der Teutschen Himmels-Kunst vornehmlich Der zu Ende des 1664sten Jahres entstandene, und biß zum Anfang des 1665sten fortscheinende Grosse Comet ausführlich beschrieben, und zugleich, was vormahls von dem Anno 1618. erschienenen (deme dieser itzige nicht unähnlich) observirt, in einem kurtzen Begriff zur Nachricht vorgestellet wird, Sampt der Vollstreckung des Anhangs vom Lauff des Cometen in diesem 1665sten Jahr. Jena: Meyer 1681 [BSB München]
- Himmels-Zeiger. Der Bedeutung Aller Dinge dieser Welt / Insonderheit Derer Sterne: Sampt dessen Fort-Setzung; Nechst einem Muster / wornach ein Gottseelig Nativitet zu stellen; Auff Veranlassung Des Ungemeinen Cometen im 1680 und 1681sten Jahre. Jena: Bielcke 1681 [HAAB Weimar]
- Fortsetzung Des Himmels-Zeigers: Der Bedeutung; Bey Vollbrachten Lauff Des ungemeinen Cometen Im Monat Februario 1681. Sampt einem Muster, Wornach ein gottseelig Nativität zu stellen. Jena: Bielcke 1681 [BSB München]
- Kurze Beschreibung der verbesserten Himmels- und Erd-Globen. Jena: Meyer 1681 [SLUB Dresden]
- Europäischer Wappenhimmel. Nürnberg: Wolfgang Moritz Endter 1686
- Sphaerica Euclidea methodo conscripta; Accessit globorum heraldicorum, ipsiusque pancosmi, descriptio et usus. Jena: Bielcke 1688 [BSB München]
- Der Europäische Wappenhimmel. Jena: Johann Bielcke 1688
- Extract aus der Himmels-Kunst; vor jederman, der [...] seine Wohnung mitten in dem Himmel gerne kennen lernen will; nechst kurtzer Designation der nutzbaren Vortrefflichkeit heraldischer Himmels-Globen. Jena: Bielcke [BSB München]
Literatur:
- Hebenstreit, Johann Paul: Leich-Rede für Weigel. Jena: Christoph Krebs 1699
- Herbst, Klaus-Dieter (Hrsg.): Erhard Weigel (1625-1699) und die Wissenschaften. Frankfurt a.M.: Peter Lang 2013
- Kratochwil, Stefan (Hrsg.): Philosophia mathematica. Die Philosophie im Werk von Erhard Weigel. Jena: edition Paideia 2005
- Schaper, Christa: Aus dem Kreis der Weigel-Schüler in Franken. Archiv für Geschichte von Oberfranken 39 (1959), S. 141-155
- Schielicke, Reinhard E., Herbst, Klaus-Dieter, Kratochwil, Stefan (Hrsg.): Erhard Weigel – 1625 bis 1699. Barocker Erzvater der deutschen Frühaufklärung. Beiträge des Kolloquiums anlässlich seines 300. Todestages am 20. März 1999 in Jena. Acta Historica Astronomiae Vol. 7. Thun, Frankfurt a.M.: Harri Deutsch 1999
- Schüling, Hermann: Erhard Weigel (1625-1699). Materialien zur Erforschung seines Wirkens. Gießen: Universitätsbibliothek 1970
Links:
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Zedlers Universallexikon
- Seite der Erhard-Weigel-Gesellschaft Jena
- Übersicht über Weigels Briefwechsel mit Eimmart aus dem 1. Band des Eimmart-Nachlasses
- Informationen zu den ersten Karten, die den Verlauf einer Finsternis auf der Erdkugel darstellten, darunter die erste derartige Karte von Weigel zur Sonnenfinsternis von 1654
- Himmelsdarstellung nach Weigel [Germanisches Nationalmuseum Nürnberg]
- Weigels Himmelsglobus von 1699 [National Maritime Museum, London]
- Heraldischer Himmelsglobus in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.